Anlässlich der Europawahl vom 6.-9. Juni 2024 haben wir die aktuellen Mitglieder demokratischer Parteien, die im Ausschuss für Kultur und Bildung des europäischen Parlaments sitzen, gefragt, warum diese Wahl für in Deutschland lebende und arbeitende Jazz- und Improvisationsmusiker*innen relevant ist. Heute stellen wir Romeo Franz (Bündnis 90/Die Grünen) vor.
Wenn Sie sich in drei Sekunden vorstellen müssten: Wer ist Romeo Franz?
Ich bin Romeo Franz, wurde in Kaiserslautern geboren, stamme aus einer deutschen Sinti-Familie, bin Musiker und seit 2018 Abgeordneter im EU-Parlament für Bündnis 90/Die Grünen.
Seit Langem engagiere ich mich für die Rechte der Menschen mit Romanes-Hintergrund und setze mich für ihre Rechte, mehr Mitsprache und den Erhalt ihrer Kultur und Sprache ein.
Sie sind aktuell für Bündnis 90/Die Grünen Abgeordneter im Europäischen Parlament und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien. Was interessiert Sie an der Europäischen Kulturpolitik besonders?
Im Kultur- und Bildungsausschuss finde ich besonders interessant, dass durch Kunst und Kultur Brücken gebaut werden. Der sekundäre, aber sehr wertvolle Effekt von Kulturbegegnungen ist in erster Linie der interkulturelle Austausch. Kulturveranstaltungen finden nicht auf politischer Sachebene statt, sind aber viel effektiver.
In meiner Ausschussarbeit liegt mir vor allem Erasmus + am Herzen, Europas größtes Bildungsförderungsprogramm. Ich setzte mich dafür ein, dass jeder Mensch die Möglichkeit bekommt, sich im Rahmen des lebenslangen Lernens weiterzubilden, Auslandserfahrungen zu sammeln und sich weiter zu qualifizieren.
Welche politischen Themen, die auf europäischer Ebene verhandelt werden, sind auch für in Deutschland lebende Jazzmusiker*innen und -akteur*innen relevant?
Relevant ist der Initiativbericht des Kultur- und Bildungsausschuss zu „EU-Maßnahmen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Kunst- und Kreativbranche“. Dabei wurden vor allem strukturelle Probleme angegangen, wie die Verbesserung des Sozialsystems, vereinfachte Mobilität und der Weiterbildungsmöglichkeiten. In dem Ausschuss wollen wir an einem allgemeinen Regelwerk über die soziale und berufliche Lage, das in jedem Mitgliedsland übernommen werden soll, damit die unterschiedlichen Gesetze angeglichen werden und somit bspw. keine Doppelzahlungen von Krankenversicherungen oder Steuern anfallen oder Weiterbildungen, die im Ausland absolviert wurden im Heimatland anerkannt werden. Darüber hinaus fordern wir eine Richtlinie über menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Künstler*innen und Kulturschaffende, ebenso wie eine besser strukturierte Zusammenarbeit und stärkerer Austausch von Wissen und best practices.
Warum ist es so wichtig, dass wahlberechtigte Jazzmusiker*innen in Deutschland sich an der Wahl beteiligen und ihre Stimme für demokratische Parteien abgeben?
Es ist überaus wichtig, dass sich Jazzmusiker*innen demokratische Parteien wählen, um ihr Mitspracherecht zu nutzen und somit auch behalten. Eine plurale Gesellschaft kann nur in einer Demokratie existieren, da sie Werte wie Meinungsfreiheit vertritt, kritisches Denken fördert und Selbstverwirklichung ermöglicht.
Eine nicht genutzte Wahlstimme ist eine verlorene, denn sie begünstigt diejenigen, die für undemokratische Parteien wählen. Das Gegengewicht ist unbedingt notwendig.
Wenn möglichst viele wählen gehen oder sich darüber hinaus aktiv in gesellschaftliche Debatten einmischen, Verantwortung übernehmen und ihr Lebensumfeld durch Ideen und Engagement mitgestalten, bleibt Demokratie lebendig.
Interview vom 29. Mai 2024
Kontakt
Deutsche Jazzunion e. V.
Markgrafendamm 24 - Haus 16
10245 Berlin
Deutschland
post@deutsche-jazzunion.de
Kontakt
Deutsche Jazzunion e. V.
Markgrafendamm 24 - Haus 16
10245 Berlin
Deutschland
post@deutsche-jazzunion.de